Bei Jahn Münchens Herren-1 gibt es genau zwei Sorten von Spielern: solche, die bereits hervorragend Dreier werfen können. Und solche, die es dort lernen. 19 Treffer im Wert von 57 Punkten waren es am Freitagabend beim Gastgeber München Basket. Wäre Franz Beckenbauer in der Halle gewesen, er hätte „nicht einen einzigen Dreier gesehen“.
Zehn Dreier schlugen allein im letzten Viertel ein, als Jahn in spektakulärer Manier zum letzten Schlag gegen die müde gelaufenen Gegner ansetzte. Eine Serie von Highlights produzierte dabei Peter Pauli. Binnen 58 Sekunden gelangen ihm ein Dreier, ein laaaanger Dunk mit Absprung nachweisbar außerhalb der Zone und ein Monsterblock auf 3,40m Höhe. Letzteres war zumindest der Plan. Leider hatte der Gegner den Wurf nur angetäuscht, was in letzter Konsequenz zu einer harten Landung führte, die den Arbeitstag für den Jahn-Center beendete. Benjamin Voit war kurz später der Protagonist. In nur 79 Sekunden traf er vier Dreier. Bei ihm besteht wenig Gefahr, dass er sich bei einem defensiven Highlight-Play verletzt, trotzdem wurde seine Serie an dieser Stelle mit einer Auswechslung beendet.
Das Endergebnis von 110:78 spiegelt nicht den Spielverlauf wider. Eher tut es das 72:62 nach dem drittel Viertel. München Basket hat seit der letzten Saison einen heftigen Kaderumschwung erlebt, der zu einem Leistungstal im ersten Saisondrittel geführt hat. Gemessen an diesem Spiel ist das Tal überwunden. Die Gastgeber begannen stark, zeigten sich unbeeindruckt von Jahns sogenannter Verteidigung, die per Definition eigentlich Körbe verhindern soll. Immer wieder fanden die Basket-Akteure Lücken zum Korb. Die Gäste von der Zwuck liefen in den ersten zehn Minuten fast nur hinterher, konnten das Spiel aber knapp halten (27:29), weil das Zusammenspiel im Angriff funktionierte.
Die liebe Deckungsarbeit, sie war das große Thema des Tages. Coach Timo Heinrichs nutzte das Spiel, um Switches, also das schnelle Tauschen von Gegenspielern, zu üben. Das bewegungsreiche Angriffsspiel der Baskets mit vielen Blöcken und Handoffs erwies sich als guter Prüfstein. Die zerebrale Kapazität der Alt-Zwuckels war mit dem neuen Thema aber derart ausgeschöpft, dass fast alle anderen defensiven Muster nicht mehr abrufbar schienen. Jahns Torero-Defense war eine Einladung zum Punktesammeln, der insbesondere Sebastian Ebertz (35 Punkte) zu folgen wusste. Immerhin: Die Gäste steigerten sich im Spielverlauf, stellten nach und nach die gröbsten Fehler ab und waren nach dem Seitenwechsel weitesgehend kreisfrei.
Bei Jahn Münchens Herren-1 gibt es genau zwei Sorten von Spielen: solche, in denen man haufenweise Dreier trifft. Und solche, in denen man verteidigt. Man darf gespannt sein, welches Gesicht beim letzten Spiel des Jahres zu sehen sein wird. Der Tabellenführer empfängt Dachau am Samstag, den 17.12., um 17:30 in der neuen Jahnhalle (Weltenburger Straße 53).