Zweimal hatten sich Jahn München und Vilsbiburg letzte Saison bereits beschnuppert, beide Male (Test- bzw. Pokalspiel) waren die Niederbayern klar überlegen. Jahn trat im ersten echten Aufeinandertreffen in der geilen Vilsbiburger Halle ohne ihren BBL-erfahrenen Aufbauspieler Moritz Trieb an, der auf irgend so einem Ärztedingsbums weilte. Stattdessen überraschte man die Vilsbiburger, die ihrerseits auf Kapitän Josi Leierseder verzichten müssen, mit der Teilnahme von John Boyer. Der Ex-Profi lief nach nur zwei Trainingseinheiten beim Jahn einfach mal gegen seinen alten Klub auf und hatte promt einen satten positiven Einfluss auf das Münchener Angriffsspiel.
Das Spiel begann ausgeglichen (also mit 0:0). Jahn fuchste sich recht schnell in die Partie und fand bald passende Spielkonzepte, insbesondere seine zahlreichen Dreierschützen. Vilsbiburg war gefordert und musste sich etwas überlegen. Ein üblicher Verdächtiger der Gastgeber teste gleich mehrmals aus, ob man an diesem Abend abseits vom Ball U- oder D-Fouls gepfiffen bekommt. Die Antwort war negativ, so wurde aus einem physischem Spiel bald ein unsauberes. Es half nichts, denn die Münchener nahmen‘s mit einer Prise Humor und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Eine gute Balance im Angriffsspiel, gepaart mit einer hohen Trefferquote, sorgte für einen stetig wachsenden Vorsprung. Beim 67:56 nach drei Vierteln sah alles nach einem soliden Auswärtssieg aus.
Das Spiel hätte zu diesem Zeitpunkt schon entschieden sein können, aber nach zwei Trainingswochen voller krankheitsbedingter Ausfälle war die Münchener Deckung das gesamte Spiel einen Deut zu langsam, zu leise, zu spät. So kam es zur selbstverschuldeten Crunchtime, in der sich Jahns Studenten unerwartet in eine Schockstarre manövrierten, die man sonst nur aus dem Kinderbasketball kennt. Routiniert hebelten die erfahrenen Vilsbiburger eine peinliche Hoffen-und-beten-Defensive aus und überrollten die Gäste mit einem 38-Punkte-Viertel zum 86:94-Endstand. Ein Spiel dauert 40 Minuten und eine zweistellige Führung ist nicht unbedingt sicher – schon gewusst?
Jahn, vor Kurzem noch fast Tabellenführer, reiht sich nun erst einmal in der unteren Tabellenhälfte ein. Das drittbeste Korbverhältnis impliziert indes, dass man selbst im Rennen um die Playoffplätze gut mitmischen kann. Vor allem, wenn nach vier Spielen mit prominenten Ausfällen endlich mal alle Mann an Bord sind. Nach vierwöchiger Leidensphase schenkt man den Fans demnächst wieder ein Heimspiel. Am 11.11. ist Treuchtlingen zu Besuch im Jahn, Tipoff wie gewohnt familienfreundlich um 17:30.