Zur Unzeit rutscht Jahn Münchens Herren-1 in eine sportliche Krise. Dass die erste Saison in der 1. Regionalliga im Abstiegskampf endet, war keine Überraschung. Mittendrin zu stecken fühlt sich aber doch anders an. Im Heimspiel gegen Aschaffenburg musste man eine 92:95-Niederlage nach Verlängerung hinnehmen. Es war bereits das fünfte Spiel der Saison, dass mit drei Punkten Unterschied oder weniger ausging. Jahn verlor alle fünf. Vier Spiele vor Saisonende und mit einer Playdown-Bilanz von 3:5 ist man nun zum Siegen verdammt. Diesen Druck kennt man gut, nur eben aus dem Aufstiegskampf.
Nach zuletzt blassen Vorstellungen in Treuchtlingen und Chemnitz wollte man sich vor heimischem Publikum verbessert präsentieren. Lange Zeit sah auch alles verdächtig rosig aus. Jahn spielte so gut zusammen wie nie zuvor in dieser Saison. Die Lehrstunde in Ball- und Menschbewegung wurde belohnt. Der Basketballgott fand die Offensivleistung so geil, dass er auch komische Würfe durch den Ring fallen ließ. Mit 51 Punkten ging es in die Halbzeit. Hört sich nach einem sicheren Sieg an, aber auch der Gegner kann Körbe werfen. Aschaffenburg ließ den Ball ebenfalls laufen, was Jahns Außenverteidigung regelmäßig überforderte. Immer wieder durchbrachen die Gäste die erste Verteidigungslinie, immer wieder resultierte das in guten Abschlüssen. Die Nordbayern blieben mit 40 Punkten zur Halbzeit in Schlagdistanz.
Nach dem Seitenwechsel deutete zunächst alles auf eine frühzeitige Entscheidung hin. Jahn setzte seine funktionierende Spielidee fort, ging mit 63:43 in Führung. Die Erleichterung hielt nur kurz. Aschaffenburg kam wieder ins Rollen, überrumpelte die Münchener Deckung mit vier Dreiern in wenigen Minuten. Offensiv ging bei den Gastgebern nun gar nichts mehr. Teamplay mag funktionieren, ist aber anstrengend. Jahn fiel zurück in eine Landesauswahloffense voller Spacing und Eins-gegen-Eins und kam bis zum Abpfiff nicht mehr heraus. Ob des dicken Polsters war bloß die Frage, ob die 40 Minuten schnell genug vorübergehen oder ob irgendwer den rettenden Entlastungsdreier trifft. Weder noch. Es war, als würde man einem langsam sinkenden Schiff zuschauen. Aschaffenburg kam Schritt für Schritt näher, ging in der letzten Minute erstmalig in Führung. Mit knapp vier Sekunden Restspielzeit und zwei Punkten Rückstand hatte Jahn noch die Chance zum Ausgleich. Das Last-Second-Play funktionierte, John Boyer traf einen hart verteidigten Korbleger. Verlängerung!
In den fünf Bonusminuten setzten sich die Trends der zweiten Halbzeit fort. Jahn kämpfte aufopferungsvoll, aber die Baustellen blieben zu groß, während Aschaffenburg zu abgebrüht spielte und seine letzten fünf Freiwürfe traf.
Die Saison geht jetzt in ihre spannendste Phase. Postitive spielerische Entwickung und Zeitdruck liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Zwei Siege aus den letzten vier Spielen dürften zum Klassenerhalt genügen, mit drei aus vier wäre man ganz sicher. Aber die muss man erst einmal holen. Weiter geht's in zwei Wochen in Bamberg, in vier Wochen (am 16.03.) steht das nächste Heimspiel an.