Der lautstarke Jubel, der aus der Rockets-Kabine in Richtung der Katakomben hallte, verdeutlichte in perfekter Manier, wie es um die Laune der Gothaer bestellt war. Verwunderlich war dies natürlich nicht. Mit einer Machtdemonstration hatten sie im Topspiel der 2. Basketball-Regionalliga aufgewartet und den bis dato ebenfalls ungeschlagenen Zweiten BBC Bayreuth II mit 71:49 (38:31) deutlich in Schach gehalten. Verlief das Duell in den ersten zwei Vierteln noch ausgeglichen, überzeugte das Team von Trainer Kemal Veliashaev im zweiten Durchgang mit einer starken Defensive und ließ nur noch 18 Punkte zu. Eben jene Abwehrarbeit stellte der Coach nach Abpfiff auch in den Vordergrund. „Wir hatten uns in der Pause vorgenommen, das noch besser zu machen. Über 40 Minuten eine konsequente Defensivarbeit zu leisten, damit haben wir uns in den letzten Monaten schwer getan. Das war selten zu sehen. Umso mehr freue ich mich, dass es nun im Topspiel so war. Alle waren sehr fokussiert“, lobte er sein Team.
Personell hatten die Raketen alles an Bord, was der eigene Kader hergibt und was im Rahmen der Doppelspiellizenz dank des Kooperationspartners Löwen Erfurt möglich ist. Über die gesamte Spielzeit gesehen, drückten diese Akteure dem Gothaer Spiel ihre Handschrift auf. Der schnelle Musa Abra war immer um einen geordneten Spielaufbau bemüht, Gothas Urgestein Lenni Kunzewitsch zog ebenfalls an den Ketten, auch wenn einige Aktionen etwas übereifrig ausgeführt wurden.
Die „Hilfe von oben“ war gegen die Bayreuther aber auch nötig. Individuell war schnell zu erkennen, dass die Spieler sehr gut ausgebildet sind. Dank ihrer Flinkheit holten sie immer wieder Fouls heraus, wobei die Linie des Schiedsrichter-Gespanns mitunter selten überzeugend wirkte. Absetzen vermochte sich bis zur Halbzeitpause niemand. Einem 17:14 folgte ein 21:17, mit dem Abpfiff des zweiten Viertels schien der Sieg für beide möglich.
Mit Wiederanpfiff änderte sich das Geschehen in der rappelvollen Herzog-Ernst-Turnhalle aber grundlegend. Bayreuth brachte offensiv überhaupt kein Bein mehr auf das Parkett. Das lag zum einen an der aggressiven Verteidigung der Rockets, die ihre Gegner mit Doppeldeckungen immer wieder unter Druck setzten. Andererseits fehlte den Franken Spieler, der das Geschehen in die Hand nahm. Selbst aus guten Wurfpositionen wurde der Ball zum Mitspieler gepasst, die Verantwortung weitergegeben.
Anders die Hausherren. Velishaev wechselte munter durch, ohne dass ein Leistungsabfall zu erkennen war. Und offensiv trug sich fast jeder Spieler in die Punkteliste ein. Mit einem 22:9 im dritten Abschnitt zogen die Raketen den Gästen ihren Zahn.
Zwar plätscherte das Abschlussviertel dann ein wenig dahin. Grund zur Sorge mussten sich die Spieler und Anhänger aber nicht machen. Zu übersichtlich präsentierte sich Bayreuth, das sich schnell mit der Niederlage abgefunden hatte. Ein Dreier von Vitalii Biella mit dem Schlusspfiff setzte der gefälligen Vorstellung die Krone auf.
Der Punkteunterschied von 22 könnte sich im Saisonverlauf noch als wertvoll erweisen. Schließlich zählt bei Punktgleichheit der direkte Vergleich. Velishaev sah dies jedoch eher sekundär. „Wir rechnen nicht damit, haben jetzt alles in unserer Hand. Ein Faktor auf die Vorbereitung ist sowas nicht, weil wir auch die Rückspiele in Bayreuth oder Chemnitz auf Sieg spielen“, befand er. In dieser Woche wird noch trainiert, zudem am Montag ein Mannschaftsausflug in die Therme nach Hohenfelden unternommen.
Danach gibt es für alle eine Woche frei, kurz nach Neujahr soll Start in die Vorbereitung erfolgen. Dass die Rückserie auch erfolgreich wird, daran hat der Trainer keine Zweifel. „Man sieht, dass die Jungs richtig Bock und Spaß haben. Wenn einer mal nicht spielen kann, gibt es immer einen anderen, der auf seine Chance wartet. Das ist gut für das Team. Es geht für uns alle um das große Ziel“, so Velishaev.
Mit dem klaren Sieg hat der mögliche Aufstieg auf jeden Fall deutlich mehr Kontur erhalten.