Als „das beste Spiel, das ich in den letzten 5 Jahren in der 1. Regionalliga gesehen habe“ und „einfach nur unglaublich von beiden Teams“ bezeichnete Moritz Pösl, Teammanager der Regionalliga-Herren des TSV Nördlingen, das Freitagabendspiel seiner Truppe in Ansbach. Dort schaffen die Rieser die große Überraschung, schlagen den zuvor acht Spiele ungeschlagenen Spitzenreiter, der noch dazu in Bestbesetzung auftrat, mit 85:76 und zeigen ihren besten Basketball seit Jahren.
Nach zuletzt zwei Siegen optimistisch, aber der Außenseiterrolle dennoch bewusst, reiste das Team von Trainer Ajtony Imreh zu den Franken, bei denen diesmal, im Vergleich zum Hinspiel, die beiden prominenten Neuzugänge, Ex-Nationalspieler Basti Doreth und Sebastian Schröder, mit im Aufgebot standen. Die Partie startete direkt mit einem offensiven Schlagabtausch beider Mannschaften, wobei zwei Ansbacher Dreier früh ihr Ziel fanden. Für die Gäste konterte Center Robin Seeberger mit Zählern unter dem Korb, bevor auch Scharfschütze Scottie Stone seinen ersten Dreipunktewurf versenken konnte. TSV-Aufbauspieler Benedikt Schwarzenberger zog entschlossen zum Korb und ein weiterer Stone-Dreier brachte sein Team vor Ende eines unterhaltsamen ersten Viertels mit 26:22 in Front.
Der zweite Spielabschnitt zeichnete ein ähnliches Bild. Die Nördlinger zeigten weiter überragenden Offensivbasketball und konnten die Führung zunächst ausbauen. Der nächste erfolgreiche Dreier eines herausragenden Seebergers fand sein Ziel, Stone schickte einen weiteren hinterher. Auch TSV-Eigengewächs Leo Schwarzenberger brachte sich auf das Scoreboard und so stellte der TSV erstmals auf eine zehn Punkte Führung. Doch die Gastgeber fanden noch vor der Halbzeit die richtige Antwort, erhöhten den defensiven Druck und spielten im eigenen Angriff nun selbst groß auf. Vor allem Guard Joscha Eckert, mit 18 Punkten Topscorer der Piranhas, übernahm das Scoren und brachte seine Mannschaft auf 38:41 heran, bevor es in die Kabinen ging.
Imreh konnte sehr zufrieden mit dem Auftreten seiner Mannschaft sein, doch wusste auch, dass die schwersten zwanzig Minuten noch vor ihr lag, denn der Tabellenführer würde sich in seiner eigenen, stimmungsvollen Halle, mit Allem gegen die erste Saisonniederlage wehren. Es folgte ein weiteres, bärenstarkes Viertel der Rieser. Kapitän Eichler nutzte seine Physis in der Zone, Leo Schwarzenberger war weiter nach Zug zum Korb erfolgreich, Bruder Benedikt tat es ihm gleich. In der Defensive zeigte die Mannschaft eine Meisterleistung, brachte die Scoringmaschine der Ansbacher ins Stocken und hielt die Erfahrenen wie Doreth, im Übrigen ehemaliger Mannschaftskollege von Basketballlegende Dirk Nowitzki, bei lediglich fünf Zählern im gesamten Spiel. So gewann man ein starkes drittes Viertel mit 22:16 und hatte damit einen 63:54 Vorsprung nur noch über die Ziellinie zu bringen.
In der Weinberghalle warteten auch die zahlreichen mitgereisten Nördlinger Fans gespannt, ob der TSV das wahnsinnig hohe Niveau auch im letzten Abschnitt aufrechterhalten konnte. Es folgte ein Schlussviertel zum Staunen. Für die Rieser übernahm Stone, traf in üblicher Manier schwierige Würfe und erzielte sieben Punkte in Folge. Doch die Hausherren wehrten sich, verwandelten in Person von Imbieri und Schröder zwei Dreierversuche und kamen auf 67:72 heran. Auf eine Auszeit von Imreh antwortete sein Kapitän Eichler mit einem wichtigen Dreier, bevor Neuzugang Malik Bullock genau zur richtigen Zeit Verantwortung übernahm und seine Erfahrung in Punkte ummünzte. Voller Einsatz der ganzen Mannschaft in der Verteidigung verhinderte, dass die Ansbacher das Spiel nochmal eng machen konnten. Abgezockt, im Stile eines Spitzenteams, blieben die Rieser ruhig, punkteten durch Youngster Kluger, bevor Stone seinen letzten, den insgesamt achten erfolgreichen Dreier traf und alles klar machte. Seine Truppe durfte dann einen beeindruckenden 85:76 Erfolg über Ansbach bejubeln, ein Kunststück, das noch keinem anderen Team in dieser Saison gelang und ein dickes Ausrufezeichen in Richtung Konkurrenz ist.
„Es war der absolute Wahnsinn. Ich bin so stolz auf die Jungs und habe sie noch nie so spielen sehen. Gratulation an beide Teams für diese Leistung“, schwärmt Pösl nach dem Schlusspfiff. Ob Stone, Eichler, Seeberger, Bullock oder die Schwarzenbergers, es wäre verfehlt einen Einzelnen hervorzuheben, da jeder im Nördlinger Trikot die absolute Bestleistung abrief. Imreh gelang es die Mannschaft richtig auf die Monsteraufgabe vorzubereiten und die richtigen taktischen Griffe vorzunehmen. Dabei hatten die Tabellenführer keinesfalls einen schlechten Tag, sondern spielten selbst auf herausragendem Niveau, die Gäste schafften es schlicht dieses mit der besten Leistung seit Jahren noch zu übertreffen. Beflügelt vom Sensationserfolg möchten die TSVler nun auch das nächste Heimspiel am kommenden Sonntag gegen Schwabing gewinnen, bei dem die Tanzgarde Heblingen-Hochaltingen für eine besondere Halbzeitshow sorgen wird.