In einem Drama mit fünf Akten verpassten die Regionalliga-Basketballer von Culture City Weimar am Samstagnachmittag den vorzeitigen Einzug in die Playoff-Finalrunde der Regionalliga Südost. Die Thüringer unterlagen der TG Veitshöchheim mit 70:75 vor einer denkwürdigen Kulisse in der Asbachhalle nach fünfminütiger Verlängerung gleichermaßen dramatisch wie unglücklich. Dennoch ist die Halbfinalrunde noch nicht vorbei. Zwei Siege braucht ein Team, um sich für das Finale zu qualifizieren und auch wenn die Ilmstädter am kommenden Wochenende als Außenseiter in Spiel 3 antreten, bekommen sie die erneute Chance, das nächste Kapitel ihrer bereits grandiosen Geschichte zu schreiben.
Das Finale war zum Greifen nah. Dominik Shusel wusste es. Die gesamte Mannschaft von Culture City Weimar wusste es, die Fans spürten es. Nur noch knapp vier Minuten waren am Samstagnachmittag zu spielen, als der Flügelspieler zum Dreier ansetzte und diesen auch netzte. Der Ball schien ewig in der Luft, senkte sich – und rauschte unter dem ohrenbetäubendem Jubel der Fans zum 61:49 durch den Korb der Unterfranken. Eine gefühlte Vorentscheidung in dieser Phase der Partie. Doch die Begegnung sollte tatsächlich noch einmal kippen. Wer am Sonnabend Augenzeuge des zweiten Halbfinal-Duells zwischen Weimar und Veitshöchheim wurde, benötigte viel Gepäck: Geduld am Einlass, um die Wartezeit der langen Schlagen zu überbrücken, Ohrenschützer für die lautstarke Atmosphäre in der Halle und ein stabiles Nervenkostüm für die Schlussphase des 45-minütigen Thrillers.
Mehr als 400 erwartungsfrohe Fans wollten live dabei sein – und gingen am Ende mit einem Gefühl nach Hause, das Trainer Farsin Hamzei sehr passend umschrieb. „Wir haben leider eine große Chance vergeben“, sagte der Weimarer Trainer nach der 70:75-Niederlage seines jungen Kaders. Dieser hat nun noch einen weiteren Matchball kommenden Sonnabend, wenn es, diesmal wieder in Veitshöchheim, zum alles entscheidenden dritten Duell aufläuft. Dass es zum erneuten Gastspiel in Unterfranken kommt, hatten sich die Weimarer am Ende selbst zuzuschreiben. „Die Mannschaft war insgesamt nicht tough genug, um dem am Ende pyhsischer agierenden Gegner zu widerstehen“, meinte Hamzei. Und trotzdem schien 36 Minuten lang die nächste Sensation möglich. Nach einem ausgeglichenen ersten Viertel (17:17) zog Weimar bis zur Pause auf 36:26 davon, baute den Vorsprung weiter aus, führte Anfang des letzten Viertels sogar 53:37. Dann aber straffte sich der routinierte Kader des Gegners, stabilisierte sein Spiel, legte nach Shusels Dreipunktwurf endgültig den Schalter um und erzielte elf Punkte in Serie. „Veitshöchheim hat in den letzten vier Minuten extrem physisch gespielt und wir haben uns davon beeindrucken lassen“, ärgerte sich Dominik Shusel. Weimar verlor den Ball mehrmals im Spielaufbau, vergab Würfe und die Gäste trafen ihrerseits Schüsse, die vorher nicht gefallen waren.
Der 63:63-Ausgleich vor Ablauf der 40 Minuten sorgte schließlich für die Verlängerung. In der Extraschicht sorgten zunächst fünf aufeinanderfolgende Punkte durch Finn Schwaiger für eine Weimarer 68:63- Führung, doch danach lief offensiv bei den Thüringern nichts mehr zusammen. Vydal Bradford (mit 14 Punkten am Ende Weimars Topscorer) schied mit seinem fünften Foul aus. Die Gäste blieben derweil eiskalt, holten sich den lange Zeit umkämpften Auswärtssieg und somit das dritte und entscheidende Halbfinalspiel in ihrer Heimhalle. „Wir sind natürlich sehr enttäuscht“, so Dominik Shusel, „aber wir werden diese Woche härter denn je trainieren, um den besten Fans der Liga zu zeigen, dass wir ins Finale gehören.“